Aus der Kirchenzeitung „Kirche+Leben“ vom 29. Januar 2012 (hier als Original):
Schule und Gemeinde Hand in Hand
Das weiß in Wilhlemshaven jeder: Die Stadt schrumpft. Familien und andere jüngere Menschen ziehen weg, weil es keine Arbeit gibt. Die Alten bleiben. Mit der Folge, dass auch die im Verhältnis ohnehin kleine Pfarrgemeinde Sankt Willehad schrumpft. Um so wichtiger, die katholischen Kinder und Jugendlichen in der Stadt und der Umgebung „für die Teilnahme am Gemeindeleben zu begeistern“. So drückt es jedenfalls Thomas Kurth aus, Sozialarbeiter in der bischöflichen Franziskusschule in der Stadt.
Keine katholische Insel
Begeisterung, das ja. Aber in dieser Haupt- und Realschule wolle man mit den sozialen Angeboten keine „katholische Insel“ bilden, so Kurth. „Wir öffnen unsere Aktionen ganz bewusst für alle Kinder und Jugendlichen der Stadt.“ Der Grund ist klar: Nur zehn Prozent Katholiken in der Stadt – dann hat ein Kind immer auch Freunde, die nicht katholisch sind. Auch in der Schule.
Sozialarbeiter und Seelsorger an der Franziskusschule arbeiten besonders daran, Angebote der Pfarrgemeinde mit denen der Schule zu verbinden. In Sankt Willehad sind im Sommer rund hundertfünfzig Kinder bei den Freizeiten dabei: Acht- bis Elfjährige fahren zwei Wochen die holländische Insel Ameland, Zwölf- bis Vierzehnjährige fahren auf Zeltplätze in der Eifel oder der Rhön, fünfzehn- bis neunzehnjährige Jugendliche sind bei Kanutouren in Schweden unterwegs. Gerade hier, so Sozialarbeiter Kurth, gelinge es, Kinder und Jugendliche anzusprechen, „die wir sonst nicht erreichen könnten.“
Vor allem im Zeltlager könnten Kinder und Jugendliche Teamgeist, Verantwortung und Rücksicht lernen. Sein Eindruck: Solche „immer wieder erlebbaren Momente“ könnten dort in besonderer Art und Weise in die Lebenswirklichkeit der Kinder übertragen werden.
Kurth spricht von „realistischen Erwartungen“: In den zwei Wochen im Sommer gehe es um erste Berührungen und gute Erfahrungen, auch mit besonderen religiösen Elementen wie Gebeten und Lagergottesdiensten. ´
Dabei könne er immer wieder feststellen, dass die positiven Stimmungen der Ferienfreizeiten in die Schulgemeinschaft „hinüberschwappen“ mit der Folge neuer Kontakte in der Schülerschaft.
Inzwischen suchen nach seinen Worten Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse an der Franziskusschule verstärkt die Möglichkeit, Freizeiten als eine Art Hilfs-Betreuer zu begleiten und sich so im ehrenamtlichen Einsatz zu erproben. Das könne die Schule in diesem Umfang gar nicht anbieten. Inzwischen sei der Anteil nicht katholischer Betreuer stetig gestiegen. Im Lager insgesamt sei inzwischen die Hälfte der Teilnehmer nicht katholisch.
Kurths Fazit: „Die Tatsache, dass die katholische Jugend in Wilhelmshaven Freizeiten für alle anbietet, hält die Pfarrgemeinde positiv im Gespräch und macht sie für viele erlebbar.“
Franz Josef Scheeben